Sprache umgibt und beeinflusst uns zu jeder Zeit. Wir sprechen, wir hören, wir lesen, wir schreiben – und sind uns dabei der Macht, die Worte entfalten können, oft gar nicht bewusst.

Wir sprechen anderen Menschen mit guten Ratschlägen Mut zu, wenn sie unsicher sind. Wir hören Nachrichten im Radio, die uns die Welt erklären wollen. Wir lesen fantasievolle Bücher, die eigene Welten erschaffen, – oder großflächige Werbeplakate, die uns mit einem Augenzwinkern zum Autokauf verführen wollen. Wir schreiben: Einkaufszettel, Kurznachrichten, Tagebücher, Vereinsprotokolle, spannende Geschichten für Kinder und informative Berichte für den Arbeitgeber…

Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Kurzum: Eine sichere Sprachbeherrschung in Wort und Schrift ist in unserer heutigen Lebenswelt von zentraler Bedeutung. Das Fach Deutsch leistet dazu einen wesentlichen Beitrag, indem es die sprachliche Kompetenz der Schülerinnen und Schüler erweitert, differenziert und vertieft. Die kritische Auseinandersetzung mit Literatur, Medien und der Sprache selbst ermöglicht den Kindern und Jugendlichen auf lange Sicht Selbstbestimmung, Welterschließung, Toleranz und Teilhabe am kulturellen und gesellschaftlichen und politischen Zeitgeschehen.[1] Ein nachhaltiger Wissens- und Kompetenzerwerb ist dabei wichtig. Wie das gelingt und wie vielfältig der Deutschunterricht dabei sein kann, erfahren Sie hier.

Anne Fließer, Silke Horn

[1] https://www.lehrplanplus.bayern.de/fachprofil/gymnasium/deutsch

Bücher sind für alle da: Unter dem Motto NEHMEN. LESEN. TAUSCHEN. bietet das „Fliegende Bücher“-Regal am RSG den interessierten Leser*innen aller Altersstufen einen kostenlosen Zugang zu hochwertiger Literatur: von packenden Krimis und spannenden Abenteuerromanen über hinreißende Liebesgeschichten bis hin zur Weltliteratur findet sich eine breite Auswahl an Büchern.

Im Sinne des Austauschs und der Nachhaltigkeit findet sich mit dem „Fliegende Bücher“-Regal eine Anlaufstelle für Literaturliebhaber, die nach einfachen Grundregeln funktioniert:

  • NEHMEN: Das Regal kann zu jeder Zeit genutzt werden: Ein Buch, das man gerne lesen möchte, aussuchen und mitnehmen. Einfach so. Kostenlos.
  • LESEN: Sich Zeit lassen und das Buch genießen. Danach kann das Buch zurückgebracht werden, damit auch andere Leser*innen Freude daran haben!
  • TAUSCHEN: Man darf das gelesene Buch aber auch einfach behalten. Dann sollte man dafür ein anderes Buch aus dem heimischen Buchbestand eintauschen und ins Regal stellen!

Viel Spaß beim Lesen!

Anne Fließer und Silke Horn

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😊 Wer selbst weitere Bücher ins Regal stellen möchte: Erwünscht sind v.a. Romane, Krimis, Kinder- und Jugendbücher oder auch aktuelle Sachbücher.

☹ Was nicht ins Regal sollte: Werbung, Flyer, Zeitschriften, uralte Bücher, die keiner mehr haben will, Bücher mit sexistischem, gewaltverherrlichendem oder radikal-religiösem Inhalt.

„Lesen ist ein grenzenloses Abenteuer der Kindheit.“ – Astrid Lindgren

Der Bücherturm lädt ein, in Leseabenteuer einzutauchen, und ist ein wahres Klassenprojekt: Die Schülerinnen und Schüler lesen ein Buch ihrer Wahl zuhause oder in den Lesestunden der eigenen Klasse ganz durch. Sind sie damit fertig, dann holen sie sich einen Buchsteckbrief bzw. Bewertungsbogen, füllen diesen aus und geben ihn bei der Lehrkraft ab. Im Tausch dafür erhalten sie einen bunten Buchrücken, der mit Titel und Autor des gelesenen Buches beschriftet und dann auf das vorbereitete Plakat geklebt wird. Der Bücherturm wächst und wächst und wächst…

Ist das Ziel von 25 gelesenen Büchern erreicht, darf sich die Klasse eine gemeinsame Aktion für eine Unterrichtstunde überlegen: eine Spielstunde, eine Extra-Büchereistunde, einen Film schauen etc.

Wenn alle motiviert mitmachen, gewinnt die ganze Klasse: Leseerfahrung, gute Geschichten und gemeinsame Erlebnisse.

Inspiriert von @heart.thing.s (via Instagram)

Material  https://eduki.com/de/material/93905/projekt-der-bucherturm-lesemotivation-leseforderung  (via eduki)

Anne Fließer

„Mögen hätt ich schon wollen, aber dürfen hab ich mich nicht getraut.“ Dieser bekannte Ausspruch Karl Valentins traf sicher nicht auf die Klasse 8b zu, denn sie mochte, durfte und traute sich, das wohl bekannteste Ritterdrama des beliebten Volkskomikers eigenständig und einfallsreich fortzuschreiben. Die im Lehrplan der 8. Klassen geforderten Kenntnisse über das Drama setzten die Schülerinnen und Schüler somit gleich praktisch um. Da die ersten beiden Akte des lustigen Spektakels vom „Ritter Unkenstein“ aus dem Lesebuch gut ankamen, der dritte Akt aber nicht im Schulbuch abgedruckt ist, war man sich schnell einig: Wir schreiben uns unseren letzten Aufzug selbst! Rasch wurde ein Schreibplan skizziert, und dann ging es in gemischten Gruppen an die Ausarbeitung der insgesamt sechs Szenen. Zuvor klärte man noch ab, dass folgende Aspekte unbedingt Berücksichtigung finden sollten:

  1. Eine neue Hauptfigur, der „Rodensteiner“, soll auftreten.
  2. Die handelnden Figuren müssen auch durch ihre Sprache charakterisiert werden. In Anlehnung an das Original verwendet unser Ritter Unkenstein gerne altertümliche Wendungen. Bei emotionaler Erregung kippt seine Ausdrucksweise freilich schnell ins Bodenständige um. Töchterlein Kunigunde hingegen bewahrt zwar in prekären Situationen nicht immer die Nerven, ihr gepflegtes Hochdeutsch ist jedoch durch nichts zu erschüttern. Recke Heinrich, bei Karl Valentin als bajuwarisches Urviech angelegt, spricht weiterhin Dialekt, allerdings ersetzten wir sein ursprüngliches Bayrisch durch breites Fränkisch, wobei sich die jungen Dichterinnen und Dichter davon überzeugen konnten,
  3. welch wohlige Wärme unsere regionale Mundart auch als Bühnensprache ausstrahlt.
  4. Die heiteren Anachronismen, die Karl Valentin pointiert ins Mittelalterdrama einbaut („da bleibt´s am Telefondraht hängen“), sollten unbedingt weiterhin Berücksichtigung finden.
  5. Ohne Musik geht’s nicht! Lieder und Gesänge waren für Karl Valentin bekanntlich ein wesentliches dramaturgisches Gestaltungselement.

Um den Leser in das schaurig-schöne Spektakel einzuführen, hier eine kurze Zusammenfassung der ersten beiden Aufzüge.
1. und 2. Akt (Original Karl Valentin): Ritter Unkenstein ist seit vielen Jahrzehnten mit dem Geschlecht der Rodensteiner verfeindet, und seit Rodenstein junior ihm vor Jahren einen Schneeball auf den neuen Harnisch geworfen hat, ist an Versöhnung nicht zu denken. Kunigunde, Unkensteins reizende Tochter, ist in misslicher Lage, hat sie doch heimlich ein Baby zur Welt gebracht, das sie in einem Turm versteckt. Bei einer Belagerung von Unkensteins Burg durch den jungen Rodensteiner beichtet Kunigunde ihrem Vater die Geschichte von dem unehelichen Kind, um einen Kampf zu verhindern, und gibt als Kindsvater den Rodensteiner an. Aufs äußerste erzürnt, dass seine Tochter sich mit dem Erzfeind eingelassen hat, befiehlt Unkenstein Kunigundes Hinrichtung, ein Entschluss, den er unmittelbar nach der Exekution bereut. Doch die Entleibte steht zu seiner Erleichterung putzmunter wieder auf, denn Recke Heinrich, Kunigundes etwas tölpelhafter, jedoch zuverlässiger Vertrauter, hat sie mit einem hochelastischen Gummistrick nur scheinbar vom Leben zum Tode befördert.
An dieser Stelle setzt der 3. Akt der Klasse 8b ein. Wenngleich das Original eine andere Wendung nimmt, so hätte dem großen Volkskomiker diese Variante sicher auch gefallen!

Viel Spaß beim Lesen!

Klasse 8b und Marion Engelmann

RITTER  UNKENSTEIN

Ein Ritterspektakel in drei Aufzügen. Dritter Akt von der Klasse 8b nach dem gleichnamigen Drama von Karl Valentin.

                                                                DRITTER AKT

Erste Szene

Vor Unkensteins Burg. Der Rodensteiner hat von Kunigundes geplanter Hinrichtung gehört und rüstet sich zum Angriff. Dass Kuni dank der List Heinrichs überlebt hat, weiß er noch nicht.

RODENSTEINER: Ach, wie es jetzt wohl meiner Kunigunde gehen mag? Lasst uns stürmen und die Holde retten aus den Klauen des unmenschlichen Vaters.

RITTER GUNTER: Ja, Rodi, und wie gehen wir vor?

RODENSTEINER: Warte! Ich google gerade „Wie stürme ich eine Burg?“

RITTER GUNTER: Was soll der Unsinn, Vetter?

RODENSTEINER: Dann startet jetzt die Kampfjets!

RITTER GUNTER: Du Dackel, die wurden noch nicht erfunden!

RODENSTEINER: Dir geb´ ich gleich Dackel. Obwohl… Dackel ist nicht schlecht! Lasst die Hunde los!   Gebell hinter der Szene

UNKENSTEIN von der Zinne: Who let the dogs out?

ALLE RECKEN  (rhythmisch im Zweivierteltakt): Who, who who, who, who, who?

RODENSTEINER zur Zinne hinauf : He, du Saftsack! Lass bloß die Kunigunde in Frieden!

UNKENSTEINER: Halt die Klappe, du langhaariger Bombenleger!

RITTER GUNTER zu sich: Das kommt bestimmt irgendwann mal auf YouTube…

UNKENSTEINER: Komm doch rüber, wennst was willst!

RODENSTEINER zu Ritter Gunter: Wohlan, Gunter, das war ganz klar eine Einladung.

RITTER GUNTER : So sagt´s der Ritter Bembers auch, jedoch im Dialekt.

Nun denn, Vetter, zum Angriff!!!   nimmt Anlauf

RODENSTEINER: Achtung, Gunter, da liegt ein Haufen!

RITTER GUNTER: Ja sapperlot! (rutscht aus und verletzt sich an seinem eigenen Schwert)

Oh, tut das weh!

RODENSTEINER:  Sei mannhaft!

RITTER GUNTER:  So kann ich nicht attackieren. Ich gehe ins Sanitätszelt. Ab

RODENSTEINER und die übrigen Gefolgsleute:  Zum AAAAAANGRIFF!

Es kracht und rumpelt, man hört Holz splittern. Das Burgtor gibt nach und die Angreifer erstürmen die Festung.  Juhuuu, ihr Memmen! ÜBERRASCHUNG!

Zweite Szene

Im Burghof.  Unkenstein ist von der Zinne gestürmt und eilt den Angreifern entgegen. Er stürzt auf den Rodensteiner zu und schäumt vor Wut.

UNKENSTEIN: Du Wichtigtuer! Du aufgeblasener Ochsenfrosch! Du Verführer! Du hast meine Tochter entehrt!  Das wirst du mir büßen!

RODENSTEINER: Aber das lässt sich doch in Ehren regeln, Schwiegerpapa.

UNKENSTEINER: Nix Schwiegerpapa. Ehrvergessener, nichtswürdiger Ritter! Meine Tochter hast du mir entfremdet. Schon dein Urgroßvater hat meinem Urgroßonkel das Pferd weggenommen und deine saubere Großmutter hat der Halbschwester meiner Großmama die Holzpuppe zertreten. Ich verachte euere ganze Sippschaft!

RODENSTEINER: So lass uns um Kunigunde kämpfen.

Beide ziehen ihre Schwerter und nehmen Kampfstellung ein.  Beider Gefolge hat derweil alle Kampfhandlungen eingestellt und sich einvernehmlich in die Burgkneipe zurückgezogen, man hört Becher klirren und Gemurmel.

UNKENSTEINER holt zum  Schlag aus, doch sein Lichtschwert bricht vorne ab. Unkenstein stößt einige nicht zitierfähige Flüche aus und wirft das demolierte Schwert auf den Boden  So ein Glump! Ich hab´s gewusst, dass das Zeug von diesen Billigketten nichts taugt. Dann werden wir die Sache eben wie echte Männer im Faustkampf klären.

Beide bereiten sich sehr seriös auf den Faustkampf vor: Ärmel nach hinten krempeln, Harnisch ablegen,  gegenseitiges Umkreisen. Während sie sich mit lauernden Blicken immer enger umkreisen, erscheinen die Bergfried Girls auf dem Wehrgang und fangen an zu rappen.

Dritte Szene

BERGFRIED GIRLS: Get out the way, get out the way, get out the way.

Du bist der Rodensteiner, Hosenscheißer

und Blitzableiter – aber kein guter Reiter.

Aber ich, ich bin der Unkensteiner, und mich schlägt keiner!

Refrain: U – N – KE  – ST:  EINER!

Und jetzt alle!

CHOR aus der Burgschänke: U – N – KE – ST:  EINER! U- N – KE – ST:  EINER!

BERGFRIED GIRLS: Get out the way, get out the way, get out the way.

Ich werde siegen, euch alle kriegen,

Yeah, yeah, yeah, I don´t care.

Now get out the way, get out NOW!                      Rhythmisch rappend ab 

Vierte Szene

Kleines Zimmer im Bergfried. Kunigunde hat sich mit ihrem Baby und dem Recken Heinrich dorthin geflüchtet, um den Ausgang des Kampfes abzuwarten. Sie wirkt angespannt und ängstlich.

RECKE HEINRICH in breitestem Fränkisch: Siggst, Kuni, etz simmä im sichern Durm, no konnst in allä Ruu mit deim Baby den Kampf abwaddn. Bloß schaua könnä mä na ned.

KUNIGUNDE: Aber gerade deshalb haben wir ja hier den Flachbildschirm installiert, der erst in 500 Jahren erfunden wird, da gibt es in Sport 1 Kampfschau live. Schaltet das Gerät ein und setzt sich mit Heinrich auf das zerschlissene Sofa. Das Baby weint.

RECKE HEINRICH: Naa, ned weina, mei Glaanerla. Des werd dä gfalln. No schau amoll do, auffn Bildschirm, do kämbfn dei Babba und dei Oba, des is schbannendä als Wrestling.    Das Baby gluckst und lallt fröhlich.

KUNIGUNDE: Ach, Heinrich, sprich doch nicht so, du weißt doch, wie quälend das alles für mich ist. Zum Baby  Hör nicht auf ihn!

RECKE HEINRICH: Hosd des gsehn, Kuni? Etz dreschens mit die Fäust aufeinandä ei. No, do schau noo, der Rodensteiner liecht am Bodn wie a glaans Kind.

KUNIGUNDE: Was sagst du? Wahrhaftig, er ist gestürzt. Mein Geliebter! So steh doch auf, ich kann ohne dich nicht leben! Weint, das Baby weint mit.

RECKE HEINRICH: Ach Kuni, ich glaab, deä Kampf is no ned vorbei, waddamoll, schau nä noo, dei Geliebter schdehd doch scho widdä auf. Obbä naaa! Dei Vaddä haud na scho widdä a Schelln nei, und etzerdla feechds na echt aus die Schlabbn, dein Rodi.

KUNIGUNDE: Schon wieder? Nein, das kann ich nicht mehr mit ansehen. Ich werde vom Turm springen, dann bin ich erlöst. Steht auf, legt das Baby behutsam aufs Sofa. Mein kleiner Sohn, was soll nur aus dir werden? Ich liebe dich so sehr, aber ohne den Geliebten ist mein Dasein sinnlos.

RECKE HEINRICH: zum Bildschirm gewandt sprechend, auf den Rodensteiner bezogen  Ja, mach halt! Hobb! Auf geht’s.Wos soll des Zögern?

KUNIGUNDE: auf der Fensterbank Nein, ich zögere nicht länger. Lebt wohl auf immerdar! Springt

RECKE HEINRICH: Kuni! Maadla, schau, dei Vaddä daumeld, dei Rodi derrabbld sich, sigst, Kuni, etz gwinnd er doch noch, der Rodi. –  Kuni? Kuni? Wo bisdn, Kuni? Eilt zum Fenster.

Naaa, des darf doch ned woä sei. Etzt schbringd die Dolln aussm Fenster. Wenn des ihr Vaddä sicht, machdä mich gladd an Kopf kürzer. – So ein Glück! Ihr Kleid hodd sich in aaner Gledderrosn verfanga. Etzt rutschts langsam noch unten weg und – ja pfui, etzt fliechds in an riesen Haufn von Rossäpfl. Brost Mohlzeit. Da wird’s fuchzich Bäder brauchn, bis der Gstank widdä verflogn is!.

Das Baby plärrt wie am Spieß.

RECKE HEINRICH: Etzt hältst amoll dei Göschla, du glaana Blägwaffel! Paxi fixi!

Fünfte Szene

Wieder im Burghof. Der Kampf zwischen den beiden Rittern geht in die entscheidende Phase.

UNKENSTEIN mit geballten Fäusten  Lasse dich nicht täuschen von diesem Moment der Schwäche, du wirst mich niemals besiegen, wir bringen´s zu Ende wie wahre Recken, und wenn es bis zum Morgen dauert.

RODENSTEINER sich die Backe haltend, nuschelnd  Geht nicht.  Hab einen Termin beim Kieferorthopäden um vier Uhr.

UNKENSTEIN: Wisse denn: Du bekommst weder meine Tochter noch das Kind.

RODENSTEINER: Welches Kind?

UNKENSTEIN: Na, das von dir und meiner Kunigunde.

RODENSTEINER: Was? Ich habe ein Kind mit der Kunigunde? Und das willst du mir vorenthalten? Sofort will ich das Kind sehen! Wo ist mein Kind?

UNKENSTEIN: Ja, wo ist es eigentlich? Recke Heinrich! Er bringe das Kind auf den Kampfplatz!

RECKE HEINRICH vom Turmfenster aus Naa, gwies ned. Deä Glaa gricht ja a bosdnadales Drauma von eurä Blägerei. Des Buuberla bleibt schö bei miä in Sicherheid, bis ihr euch einich seid, des is viel zu süß.

RODENSTEINER:  O welches Glück, ich habe einen Sohn!

UNKENSTEINER: Heinrich, du wagst es, dich mir zu widersetzen? Du? Mein Knecht? Das büßest du mit deinem Leben!

Unkenstein umklammert sein demoliertes Lichtschwert und will in den Bergfried eilen. In diesem Augenblick sieht man Kunigundes Gestalt beim Sprung aus dem Fenster.

RODENSTEINER und UNKENSTEIN: Kunigunde?! Was macht sie denn? Nein, nicht springen, halt ein, Unglückselige! Wir wollen uns vertragen, Mädchen, mach doch keine Dummheiten!

RODENSTEINER: Gütiger Himmel, sie hat uns nicht gehört und ist gesprungen.

UNKENSTEINER: Meine Tochter!

RODENSTEINER: Meine Liebste!

BEIDE: Grausames Schicksal!  Beide stehen einander niedergeschmettert gegenüber, da kommt Kunigunde mit zerrissenem Kleid und auch sonst reichlich ramponiert nach vorne in den Hof getaumelt.

Sechste Szene

UNKENSTEINER: Kunigunde, teure Tochter! Bist du´s oder ist´s dein Geist?

RODENSTEINER: Geliebte! Du lebst, o Freude! Will sie umarmen, prallt aber zurück.   Ih, du stinkst ja grauenvoll.

KUNIGUNDE wimmernd  Au, au, mein Fuß. Ich glaube, da war eine Stecknadel im Pferdemist.

UNKENSTEIN: Ach, Tochter, ich hatte schon gedacht, du hättest dich zu Tode gestürzt, aber dass du überlebt hat, zeigt uns, dass wir all unseren Groll vergessen sollen. Deshalb werde ich nicht länger hadern und mich mit meinem Erzfeind versöhnen.

RODENSTEINER: Ja, lasst uns Frieden schließen. Forever peace.

RECKE HEINRICH von Turm herabgeeilt, das Baby im Arm   Freilich bies. Und do schau amoll, Rodensteiner, wos du für an budsiggn Sohn hossd.

RODENSTEINER entzückt  Fürwahr, ein echter Roden-Unkensteiner. Du wirst einmal ein edler, mutiger Ritter, mein liebes Söhnchen. Dafür werde ich sorgen.

UNKENSTEINER: Ich verstehe. Du willst deine Familie mit auf deine Burg nehmen. Wohlan, es sei. Aber zuvor kehrst du mir die Rossäpfel von meinem Burghof.

RODENSTEINER: Das ist unfair!

RECKE HEINRICH: A Ru is etzt ums Haus rum. Die Rossbollern nehmer mä zum Dünga von derä Gledderrosen, die dä Kuni es Lehm gredded hodd, und miä verziehn uns zu die andern in die Wäddschaft.

RODENSTEINER: Ja, lasst uns Versöhnung feiern mit fränkischer Brotzeit.

UNKENSTEINER: Und Kloß mit Soß. Und wir rauchen eine Versöhnungsshisha.  Aber vorher muss die holde Maid noch in den Badezuber.

KUNIGUNDE: Ich bin schon unterwegs. Ab 

Die drei Recken gehen in die Schänke. Unkenstein und der Rodensteiner wiegen abwechselnd das Baby. Vom Turm her hört man über Lautsprecher Kunigundes Stimme.

KUNIGUNDE: Ich bitte um Aufmerksamkeit für eine Durchsage. Mein Vater und der Rodensteiner haben sich versöhnt. Alle sind zur Feier dieses glücklichen Ausgangs in die Burgschänke geladen.
Essen und Trinken sind frei. Ende der Durchsage.

Aus der Schänke ertönt Gesang.

CHOR in der Burgschänke:   Im Burghof ob dem Taubertal

feiern wir wie anno dazumal,

holen unsere Shisha raus,

denn der Rodensteiner kommt ins Haus.

Das Menü ist auch schon da,

Leberkäs mit Schäuferla.

Heute hauen wir uns voll!

Der Sauerbraten, der schmeckt toll!

Ja, so warn´s, ja so warn´s, ja so warn´s die alten Ritterleut, ja so warn´s, die alten Rittersleut!

Neben dem Lesen stellt im Deutschunterricht auch das Schreiben einen wesentlichen Kompetenzbereich dar, der kontinuierlich auf- und ausgebaut wird. Dabei entstehen immer wieder sehr gelungene Schülertexte zu verschiedenen Themen bzw. Aufgabenstellungen. Zwei besonders bemerkenswerte Erzählungen sind die folgenden Geschichten aus einer 5. Klasse.

Das war aber knapp!!

„Oahh, meine alten, starren Knochen“, seufzte Frau Huber, als sie ihren wöchentlichen Besuch zum Bankautomaten, der gleich in der Nebenstraße lag, machte. Und da war er auch schon. Sie lief auf ihn zu und tippte die PIN-Nummer ein.

Als sie bei der vorletzten Zahl war, spürte sie einen Blick im Rücken. Vorsichtig schielte sie nach hinten und entdeckte zwei Männer, völlig in schwarz gekleidet, die sie zu beobachten schienen. „Die sehen ja aus wie zwei Personen, die gesucht werden“, dachte Frau Huber und musste schlucken. „Hoffentlich wollen die nichts von mir.“ Ihre Hände wurden schweißnass vor Angst. Sie stopfte ihr Geld in ihre Handtasche aus Krokodilleder und wollte sich schon wieder auf den Rückweg machen, als sie plötzlich eine Hand im Nacken packte und ihr die Tasche aus der Hand gerissen wurde. Frau Huber schrie vor Schreck auf, die Hand am Gehstock, ihr Herz raste. Auf der Stirn bildeten sich Schweißtropfen und ihre Knie waren so weich wie Wackelpudding. „Hilfeee!“, schrie Frau Huber los, doch es schien sie keiner zu hören. „Na, dann muss ich ja wohl selber eingreifen, wenn mir keiner helfen will“, dachte sie grimmig und rannte los! Ihre Hände zitterten, doch sie war jetzt schon näher an den beiden Halunken dran, aber ihr Herz raste. Da zuckte ihr plötzlich eine Idee durch den Kopf, ja, sie würde es versuchen. „Ich erwische euch noch, ihr dreckigen Diebe. Na, wartet!“, schrie sie und schwang ihren Stock so nach vorne, dass er den Dieb am Fuß erwischte. Der Stock knallte ihm gegen den Fuß und der Halunke jaulte auf. Er hielt sich sein linkes Bein, rannte jedoch weiter. Doch Frau Huber gab nicht auf, sie versuchte es noch einmal, aber diesmal gelang es. Der gebogene Griff des Stocks hatte sich in dem Fuß verfangen und nun zog Frau Huber daran. Der Dieb stolperte und schwankte und fiel schließlich in die Arme eines Herrn, der ihn jetzt festhielt. Der Dieb ließ die Tasche fallen. Sie flog durch die Luft und landete….mitten in Frau Hubers Armen. Nun wollte auch der Andere nicht mehr. Er lief zu seinem Freund und ließ sich ebenfalls festhalten. „Ohne dich, hat das alles sowieso keinen Sinn mehr“, schnaufte der Andere und machte keine Anstalten wegzulaufen, als die Polizei kam und die beiden abführte.

Da säuselte Frau Huber: „Ohne Sie hätte ich das nie geschafft.“  „Aber das war doch ein Klacks, meine Liebe“, antwortete der Mann und sie verabschiedeten sich. „Das war aber knapp“, dachte Frau Huber und ging zufrieden nach Hause.

Von: Anne Overmans Klasse 5c

Einfache Haushaltsmittel können schnelle Hilfe leisten

Als Frau Moor bei strahlend schöner Abendsonne, bei türkisem Himmel, schwitzend bei einem Geldautomaten angelangt war, geschah etwas Sonderbares. Sie musste nämlich ein Geburtstagsgeschenk für ihren Enkel kaufen und dafür brauchte sie Geld. „Ist die Sonne mal wieder heiß!“, stöhnte die alte Frau, als sie beim Geldautomaten angelangt war. Sie bemerkte nicht, dass ihr zwei schwarzgekleidete Männer hinterherspähten. Ruhig gab die Dame ihre PIN ein. Aus dem Augenwinkel sah sie einen etwas kräftigeren und einen etwas dünneren Mann, die um die Ecke sahen. „Na, so was, wahrscheinlich wollen sie auch Geld abheben“, dachte sie halblaut. Und dann geschah alles blitzschnell.

Plötzlich rannte der dünnere Mann mit der Sonnenbrille auf sie zu. Frau Moor hatte es zu spät bemerkt und hatte daher keine Chance mehr zu fliehen. Ihr lief ein kalter Schauer über den Rücken und sie roch ihren Angstschweiß. Der dickere Mann packte sie und riss ihr ihre Handtasche, in der ihr Geldbeutel war, aus der Hand. „Willst du wohl? Oder ich schieße. Ich habe eine Pistole dabei und die Kugeln sind geladen!“, brüllte er ihr ins Gesicht. „Ich gebe sie dir aber nicht!“, rief sie mit erstickter Stimme und fiel dann in Ohnmacht.

Das sah ein junger Mann, der einen Regenschirm dabei hatte. Er fing Frau Moor im letzten Moment auf, bevor sie gegen das harte Kopfsteinpflaster knallte. Jetzt packte er flink seinen Regenschirm und hielt den Regenschirm an der Spitze. Er hakte ihn geschickt nacheinander an die Beine der Langfinger, die er dann packte. Er schnürte sie mit seinem Hosengürtel zusammen, warf sie dann um und setzte sich darauf. „Das können Sie nicht machen!“, protestierte der Dünnere. „Haha, doch, das kann ich, ich bin nämlich Polizist, sehen Sie“, entgegnete er. Er holte unter seiner Jacke ein goldenes Abzeichen hervor, auf dem gut erkennbar das Symbol der Polizei abgebildet war. „So und jetzt muss ich mich um die Dame kümmern.“ Er prüfte ob sie atmete. Und sie atmete in gleichmäßigen Zügen. Kurz danach wachte sie auf und fragte: „Wo bin ich? Was ist passiert? Wer sind sie?“  Er antwortete: „Sie sind vor dem Geldautomaten. Sie wurden beraubt, aber hier ist ihr Portemonnaie. Die Diebe habe ich mit meinem Regenschirm ergreifen können. Sie liegen hier zusammengeschnürt. Ich bin Herr Grün von der Polizeiwache. Die Langfinger werde ich gleich dahin mitnehmen. Und wer sind Sie?“  „Ich bin Frau Moor, sehr schön mit Ihnen Bekanntschaft zu machen und vielen Dank noch“, kam sie wieder zur Fassung. „Ebenfalls“, rief er, „aber jetzt muss ich los und die zwei Taschendiebe schleunigst ins Verlies werfen.“ Nun ging auch Frau Moor zielstrebig auf das Haus ihres Enkels zu. Es wurde noch ein schöner Geburtstag.

Von: Liah Saliger Klasse 5c