„Wir haben euch doch nichts getan“ lautet der Titel des an der Rothenburger Realschule entstandenen Dokumentarfilms, den Thilo Pohle der 9bc im Religionsunterricht zeigte. Der Film enthält zwar eine Fülle von schönen Erinnerungen von Rothenburger:innen an ihre jüdischen Nachbarn, aber es überwiegen die erschütternden Ereignisse während des Nationalsozialismus. Die Zeitzeugen erinnern sich an ihre Kindheit und Jugend und schildern, wie sie es erlebt haben, dass sich die Situation der 29 Juden, die im Jahr 1937 noch in Rothenburg wohnten, mehr und mehr zuspitzte, weil z.B. niemand mehr mit ihnen Handel treiben oder überhaupt verkehren durfte. Dem Zuschauer wird vor Augen geführt, wie die Zeitzeugen durch die Schule und das dort verwendete Unterrichtsmaterial systematisch dazu angeleitet wurden, Juden zu hassen. Eindrücklich wird z.T. anhand von Originalaufnahmen dokumentiert, wie leicht die nationalsozialistische Rassentheorie und der Antisemitismus in der Reichsstadt Fuß fassen konnten

Der Filmtitel: „Wir haben euch doch nichts getan!“ gibt den Ausruf eines jüdischen Mädchens wieder, welches anwesend war als der jüdische Betsaal in der Herrengasse am 22.10.1938 durch Rothenburger Jugendliche und mehrere erwachsene Bürger der Stadt gestürmt und geplündert wurde. Bereits gut zwei Wochen vor der Reichspogromnacht brüstete sich Rothenburg am 24.10.1938 im Fränkischen Anzeiger damit, alle Juden vertrieben zu haben und nun endlich „judenfrei“ zu sein.

Im Anschluss an die Filmvorführung gab es im Klassenzimmer die Möglichkeit zum Gespräch mit dem Referenten oder man konnte sich auch schriftlich zu dem Film äußern. Ein paar dieser Äußerungen: 

Ich bin absolut sprachlos! Für mich tut es ehrlich weh im Herzen, was die Menschen früher erleben mussten. Ich kann nicht verstehen, wie man Menschen so etwas antun konnte. 

Ein guter Film, um zu zeigen, wie hier das Leben im Nationalsozialismus war. Pluspunkt: Echte Zeitzeugen!

Der Film ist sehr professionell und herzergreifend, er verschafft einen tollen Einblick in das Leben in Rothenburg. Ich habe sehr viel gelernt aus dem Film und hoffe, solche Projekte werden weitergeführt und belehren die heutigen und kommenden Generationen, die sich nicht vorstellen können, was damals los war. 

Spannend, da man die Straßen selber kennt und dort auch im Alltag einfach vorbeiläuft. Jetzt zu wissen, was an diesen Orten damals passiert ist, ist interessant, aber auch beängstigend. 

 Ich finde es sehr interessant, dass die Geschichte Rothenburgs auf eine reale Weise dargestellt wird. Durch die Interviews wurde mir klar, dass es auch (immer schon) Menschen gab, die das Wohl ihrer Mitmenschen über Regeln gestellt haben, wie eben diejenigen, die in der Nacht bei Juden eingekauft haben, obwohl es verboten war.

Barbara Steinke

Originalaufnahme: Der Rothenburger Jude Leopold Westheimer wird barfuß im August 1933 über den Rothenburger Marktplatz geführt.